Freiwilligendienst bei der Caritas: Ein Jahr, das fürs Leben prägt
21.05.2019
Zwei die sich mögen: Annalena Klaas gefällt an ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), dass sie an den Lebensgeschichten der Tagespflegegäste wie Elisabeth Ickhorn teilhaben kann.CV / Gerburgis Sommer
"Nach der Realschule wusste ich nicht so recht, was ich machen sollte, und habe mich auf gut Glück für eine Ausbildung in der Altenpflege bei der Caritas beworben", erinnert sich Annalena Klaas aus Seppenrade. Mit damals 16 Jahren war sie dafür jedoch noch zu jung. Die Mitarbeiterin des Caritasverbandes machte sie auf die Möglichkeit, eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) aufmerksam. So startete Annalena Klaas am 1. August des vergangenen Jahres ihren Dienst in der Caritas-Tagespflege in Südkirchen. Hier werden an 14 Pflegeplätzen 37 ältere Menschen mit unterschiedlichen Belegungszeiten betreut. Annalenas Aufgabe ist es, sich um die Gäste zu kümmern, sie im Tagesablauf durch Sport-, Spiel- und Kreativangebote zu begleiten und leichte hauswirtschaftliche Tätigkeiten zu übernehmen.
"Am Anfang war ich echt schüchtern und es fiel mir schwer, die Gäste anzusprechen. Mittlerweile bin ich selbstbewusster geworden und traue mir mehr zu", reflektiert Annalena Klaas. Sie wird von Britta Wisse, der Leiterin der Tagespflege, betreut. "Es sind vor allem soziale Fähigkeiten, die unsere FSJler durch die Betreuung unserer Gäste erlernen. Sie können sich bei uns sehr frei und selbständig betätigen und eigene Ideen einbringen", erläutert Britta Wisse. Für den Freiwilligendienst in der Tagespflege müsse man nicht zwingend von Pflege begeistert sein, sondern Lust haben, etwas mit alten Menschen zu machen und den Betreuungsaspekt kennenzulernen, führt die Einrichtungsleiterin weiter aus.
Annalena arbeitet 40 Stunden in der Woche und ihr steht der gesetzliche Urlaubsanspruch zu. "Wir sind gerne bereit, auf die individuelle Situation der FSJler einzugehen und zum Beispiel Beginn oder Ende der Arbeitszeiten anzupassen", verdeutlicht Britta Wisse die Flexibilität der Caritas-Einrichtung. Träger ihres FSJs ist das Bistum Münster, das die Engagierten mit Bildungsseminaren intensiv begleitet und ein Taschengeld in Höhe von 390 € und ein Verpflegungsaufwendung von 50 € zahlt.
Auf die Frage, ob sich ihr Berufswunsch durch die Erfahrungen in der Tagespflege verändert habe, antwortet Annalena Klaas: "Pflegen ist nicht so meins - Gestalten und Betreuen aber schon! Ich möchte nun doch das Fachabitur machen, verbunden mit einem Praktikum in einem Kindergarten."
Etem Topojani hat bereits ein Studium hinter sich und nutzt seinen Bundesfreiwilligendienst, um die Deutsch zu lernen und Erfahrungen für ein weiteres Studium zu sammeln.CV / Gerburgis Sommer
Deutsch lernen im Bundesfreiwilligendienst
Mit einer völlig anderen Herausforderung als die 17jährige in der Berufsfindungsphase war Etem Topojani zu Beginn seines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) im Caritas-Wohnhaus Ascheberg im Dezember 2018 konfrontiert: "Die deutsche Sprache war für mich am Anfang das Schwerste", sagt Etem Topojani heute in passablem Deutsch Damals beherrschte er nur die Vokabeln, um sich vorzustellen. "Die Bewohner können durch ihre Behinderung nicht alle gut sprechen, aber wir verstehen uns gut!", ergänzt Etem Topojani und lächelt verschmitzt.
Der 23jährige stammt aus dem Kosovo, hat mithilfe eines Stipendiums ein Studium der Internationalen Beziehungen in der Türkei mit der Bachelor-Prüfung abgeschlossen und sich im Internet auf die Suche nach einem Freiwilligendienst in Deutschland gemacht. Seit Mitte Dezember arbeitet er im Angebot "Tagesstrukturierende Maßnahmen" für elf berentete Bewohnerinnen und Bewohner im Alter zwischen 54 und 79 Jahren mit. Seine Aufgabe ist es, die Bewohner durch den Tag zu begleiten, gemeinsam zu kochen, kreativ zu werden, zu spielen, spazieren zu gehen und dort zu unterstützten, wo sie Hilfe benötigen. Auch pflegerische Tätigkeiten und manchmal deren Dokumentation zählen zu seinen Pflichten. "Vorher habe ich nicht gedacht, dass ich alle Arbeiten schaffen kann, z.B. zu pflegen. Aber ich habe herausgefunden, dass ich es doch kann", so der junge Moslem, der von sich sagt, dass er gerne Sprachen und verschiedene Kulturen kennenlernt. Einrichtungen, wie das Caritas-Wohnhaus, gebe es im Kosovo nur sehr wenige.
Die unterschiedliche Religion ist übrigens im katholischen Caritas-Wohnhaus kein Thema: "Im Kosovo leben Christen und Muslime friedlich und respektvoll miteinander. Deshalb spielt es für mich hier auch keine Rolle", erklärt der junge Mann.
Sehr froh ist Etem Topojani über eine Besonderheit seines Freiwilligendienstes: Der Caritasverband stellt ihm ein kostenloses Zimmer in der Wohngruppe. Hier fühlt er sich zuhause. Die verbleibenden Monate im Freiwilligendienst möchte Etem Topojani nutzen, um seine Deutschkenntnisse zu vervollkommnen und weitere berufsspezifische Erfahrungen zu sammeln. Dann möchte er ein Duales Studium im Pflege- und Gesundheitsmanagement aufnehmen.
Freiwilligendienste im Caritasverband
Der Caritasverband für den Kreis Coesfeld bietet derzeit 27 Plätze für FSJ und BFD in Wohnhäusern und Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Tagesstätten für Menschen mit psychischen Erkrankungen, in den Tagespflegen der Altenhilfe und den Offenen Ganztagsschulen im Kreisgebiet und in Lünen. Schulabgänger beginnen ihren Dienst häufig zum 1.8. oder 1.9., bei freier Stellenlage ist ein Eintritt jederzeit möglich. Auch die Dauer von einem Jahr ist nicht verpflichtend.
Weitere Auskünfte gibt Sandra Hartmann, Tel. 02596 914-3021, hartmann@caritas-coesfeld.de