Majda Mchiche, Teamleitung Fachbereich Integration & Migration.
Majda Mchiche: Wie sieht die Zukunft des Fachdienstes Integration & Migration aus? Und wie stellt der Caritasverband sicher, dass trotz der geplanten massiven Kürzungen im Bereich der Migrationsförderung eine Fortsetzung der nachhaltigen Arbeit der Beratung und Betreuung von Geflüchteten ein fester Bestandteil der Caritasangebote bleibt?
Christian Germing, Vorstand:
Ich kann mir vorstellen, dass es angesichts der Situation viele Fragen im Fachdienst Integration & Migration gibt. Wir haben aktuell zwei Entwicklungen, die ich mit Sorge sehe. Zum einen ist das die hohe Zahl an Geflüchteten.
Damit ist auch der Unterstützungs- und Beratungsbedarf so groß wie nie. Dies spüren Sie im Fachdienst bei der Zahl an Ratsuchenden jeden Tag. Auf der anderen Seite gibt es eine Verlagerung der Aufgaben und Ressourcen von den Wohlfahrtsverbänden hin zu den Kommunen. Ich finde das Landesprogramm "Kommunales Integrationsmanagement" im Ansatz richtig. Wir haben immer kritisiert, dass die Migrationsberatung auf kleinteiligen und befristeten Förderprogrammen basiert und es damit an der notwendigen Kontinuität fehlt.
Vorstand Christian Germing.
Der Aufbau einer dauerhaften Struktur an Case-Management-Stellen durch das Land NRW ist daher zu begrüßen. Leider wurden die 12 Stellen für den Kreis Coesfeld ausschließlich an die Kommunen und den Kreis vergeben und nicht an die Wohlfahrtsverbände. Und jetzt stehen wir vor dem Problem, dass die verbleibenden Förderprogramme wie die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) von Kürzungen betroffen sind.
Selbst wenn es in den Haushaltsberatungen im Bundestag gelingt, eine Kürzung zu vermeiden, bedeutet dies bei steigenden Personalkosten faktisch eine Kürzung. Die unzureichende Finanzierung und die Befristung der Förderprogramme stellt uns als Caritasverband - wie die anderen Wohlfahrtsverbände - vor die Frage, in welchem Umfang wir uns in diesem Arbeitsfeld noch engagieren können. Ich möchte aber auch deutlich machen, dass ich für einen Verbleib der Wohlfahrtsverbände in der Migrationsberatung streite.
Neben den staatlichen Stellen von Kreis und Kommunen braucht es das ehrenamtliche Engagement der Flüchtlingsinitiativen und auch die unabhängige Beratung der Wohlfahrtsverbände. Dazu brauchen wir verlässliche Strukturen und eine gesicherte Finanzierung. Wir haben in den kommenden Jahren als Gesellschaft noch viel Arbeit in der Integration vor: Integration ist eine Daueraufgabe. Die beiden zentralen Themen sind der Erwerb der Sprache sowie die Integration in Ausbildung und Arbeit. Leider ist die Anzahl der Sprachkurse zu gering. Und bei der Integration in Arbeit steht uns zu oft die Bürokratie im Weg. Ich habe z.B. aktuell von einem Fall gelesen, wo Geflüchtete mit einem Ausbildungsplatz in der Pflege aus Deutschland ausreisen müssen, um in ihrem Heimatland einen Einreiseantrag zu stellen. Was ein Irrsinn! Wir müssen uns früher und intensiver um die Integration kümmern als um die Einhaltung unsinniger Regelungen.
Zum Schluss möchte ich noch einen Dank aussprechen. Zum einen an das Bistum Münster für die finanzielle Unterstützung der Migrationsberatung. Ohne die verlässliche Zuweisung aus Kirchensteuermitteln könnten wir die Arbeit nicht leisten. Und zum zweiten möchte ich Ihnen Frau Mchiche persönlich, aber auch Ihrem ganzen Team ganz herzlich für Ihren unermüdlichen Einsatz danken. Sie unterstützen mit Ihrem Team nicht nur eine Vielzahl von Geflüchteten bei der Integration, sondern leben auch vor, wie unterschiedliche Kulturen und Glaubensrichtungen friedvoll zusammenleben können. Dafür sage ich Ihnen Danke!