Trägervertreter der verschiedenen Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Kliniken im Kreis Coesfeld sowie Teilnehmer der Projektsteuergruppe und Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung trafen sich im Stift Tilbeck.CV / Gerburgis Sommer
Krankheit, Schmerzen und belastende therapeutische Maßnahmen verunsichern besonders Patienten mit geistiger Behinderung. Dazu verstärken Ortswechsel, Kommunikationsprobleme und die Abwesenheit von vertrauten Bezugspersonen das Gefühl von Abhängigkeit und Desorientierung.
Dem gegenüber steht das Personal im Krankenhaus. Zusätzlich zur geistigen Behinderung stellen körperliche Einschränkungen der Patienten sehr individuelle Anforderungen an die Grund- und Behandlungspflege. Auf diese angemessen zu reagieren, gelingt im Klinikalltag nicht immer.
Dass es Verbesserungspotential gibt, wurde bei einem Fachtag des Caritasverbandes am 08. Mai im Stift Tillbeck in Havixbeck deutlich. Rund 60 Träger, Geschäftsführer und Mitarbeitende aus Einrichtungen und Diensten der Gesundheitshilfe im Kreis Coesfeld nahmen daran teil. Dem Grußwort von Josef Leenders, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Münster, folgte ein Vortrag von Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung. Sie referierte über die Gesundheitsversorgung ihrer Zielgruppe.
Im Diözesancaritasverband befasst sich seit 2012 eine Projektgruppe mit dem Thema "Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus". Zwei Befragungen in Krankenhäusern und Wohnheimen für Behinderte offenbarten Problemfelder und zeigten erste Lösungsansätze auf. Auf dieser Grundlage erarbeiteten die Projektteilnehmer aus der Behindertenhilfe und Krankenhäusern im Kreis Coesfeld einen Handlungsleitfaden mit Checklisten.
Er soll sicherstellen, dass Menschen mit Behinderung ihre Zeit in den Christophorus-Kliniken an den Standorten Coesfeld, Dülmen und Nottuln sowie dem St. Marien-Hospital in Lüdinghausen möglichst ohne Belastungen erleben. Aber auch an den Schnittstellen zwischen Klinik, Angehörigen und Behinderteneinrichtung sind weitere Verbesserungen vorgesehen. Dies soll durch Erfahrungsaustausch mit gemeinsamen Fortbildungen und gegenseitigen Hospitationen gelingen. Darüber hinaus werden neue Raumkonzepte Platz für Patienten und ihre Betreuer schaffen. Denn für sie steht oftmals kein Bett bereit und die Verpflegung muss selbst organisiert werden. Gleich aussehende Flure machen es dieser Patientengruppe besonders schwer, sich zurechtzufinden. Darum sind Maßnahmen zur Orientierung im Krankenhaus geplant. Neue Beschäftigungsangebote sollen den Krankenhausalltag gliedern und Langeweile vertreiben. Und schließlich ist die Frage der Finanzierung zu klären.
Den Rahmen für diese Schritte bildet eine Kooperationsvereinbarung, die von den Trägern der Eingliederungshilfe und den Krankenhäusern im Kreis Coesfeld und Johannes Böcker, Vorstand des Caritasverbandes im Kreis Coesfeld, unterzeichnet wurde. Sie verfolgt ausdrücklich das Ziel, verbindliche Verfahren zu vereinbaren, den fachlichen Austausch zu fördern und Absprachen zum Wohle der behinderten Patienten im Krankenhaus zu treffen. Die Mitglieder eines noch einzurichtenden Qualitätszirkels werden den Erfolg der Maßnahmen überprüfen und an der Weiterentwicklung arbeiten.
Zum Abschluss der Tagung beschäftigten sich die Teilnehmer in vier Workshops mit praktischen Fragen: "Handlungsleitfaden und Checklisten", "Nonverbale Kommunikation", "Signaletik schafft Orientierung und fördert Wohlbefinden" sowie "Schmerzen bei Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung".